Eliette Thurn im ‚Studio2‘ zu Gast
Weltweit gesehen, wird alle elf Minuten eine Gewalttat gegen eine Frau oder ein Mädchen von einem Partner oder Familienmitglied ausgeübt. Der 25. November ist jedes Jahr der Auftakt der Kampagne „Orange the World – 16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Dazu ist die Präsidentin der Organisation Soroptimist International Austria, Eliette Thurn, im Studio2 des ORF zu Gast.
Studio2 vom 25.11.2022 (7 Tage abrufbar)
Hier ein Auszug aus dem Gespräch:
Gewalt ist ein Zeichen von Schwäche, nicht von Stärke.
Wir leben in einer Gesellschaft, die noch immer patriarchalisch strukturiert ist. So dass viele Männer glauben, sie hätten das Sagen. Und wenn eine Frau ihren Ansprüchen nicht genügt, nehmen sie sich das Recht, das zu erzwingen. Wir müssen bedenken, dass Gewalt nicht immer mit physischer Gewalt beginnt. Davor haben wir noch die psychische Gewalt. Im Prozess heißt es dann immer „Das war ein Blackout“, nur ein Moment. Wenn man sich dann anschaut, wie es zum Frauenmord kommt, dann gibt es immer eine lange Vorgeschichte an psychischer und physischer Gewalt. Frauen die kontrolliert, eingeschränkt werden, so dass ihr Selbswertgefühl sinkt und sie sehr lange warten, bis sie sich zur Wehr setzen.
Soroptimistinnen setzen auf Prävention. Man muss bereits bei den Kindergartenkindern ansetzen, damit schon Kinder lernen, dass es eine Gleichwertigkeit von Männern und Frauen gibt und dass man seinen Willen nicht mit Gewalt durchsetzen darf. Im Schulalter müssen Mädchen und junge Frauen lernen Grenzen zu setzen – bis wohin fühle ich mich wohl, wann ist der Moment in dem ich Nein sagen muss – und diese Grenzen dann auch einzuhalten.
Die Zusammenarbeit mit Männerberatungsstellen ist ganz wichtig. Das wurde lange Zeit vernachlässigt. Denn auch Männer brauchen in der Not einen Anlaufplatz. Oft gibt es auch Männer, die merken, dass sie zu Gewalt tendieren und bereit sind, Hilfe zu suchen. Und es gibt jetzt diese Männerberatungsstellen. Wir müssen diese Beratungsstellen bekannter machen und Männer dabei unterstützen, sich an diese zu wenden. Auch über die jetzt verpflichtend gewordenen Gesprächstermine nach Wegweisungen. Denn nur durch diese Gespräche kommt man auch als Mann aus der Gewaltspirale.
In ganz vielen Veranstaltungen wird auf das Thema „Gewalt gegen Frauen“ eingegangen – es geht uns alle an. Gewalt ist keine Privatsache – wir müssen hinschauen, hinhören, hingehen und fragen, wenn es in einer Partnerschaft erste Anzeichen für Gewalt gibt, und Hinweise auf Hilfe geben.